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Biographie – Acker Bilk

Wer an Mr. Acker Bilk denkt, dem kommen vielleicht Bowler-Hut, gepflegter Ziegenbart und gestreifte Weste in den Sinn. Bestimmt aber wird der Name „Acker Bilk“ sofort mit Klarinette, Traditional Jazz und Easy Listening in Verbindung gebracht. Jazz-Klarinettist Bernard Stanley Bilk (1929 – 2014) alias Mr. Acker Bilk gehörte insbesondere in den 1960er Jahren zu den ganz Großen der populären Musikszene.

Predigersohn aus Somerset

Bernard Stanley Bilk kam am 28. Januar 1929 in dem zwischen Bath und Bristol liegenden Dorf Pensford in der englischen Südwest-Region Somerset zur Welt. Mutter Lilian war Organistin und Vater William Methodisten-Geistlicher. Bilks musikalische Eltern versuchten, ihm Klavierspielen nahezubringen, aber der junge Bernard spielte lieber Fußball. Aus dieser Zeit stammte sein Spitzname (den er übrigens mit dem zeitweiligen Bundeskanzler Gerhard Schröder gemeinsam hatte). „Acker“ ist eine in Somerset gängige Kumpel-Bezeichnung.

Acker Bilk wurde nach dem Ende der Schulzeit und dreijährigem Job in einer Zigarettenfabrik 1947 Soldat im Elite-Pionierregiment Royal Engineers. Diese Einheit war in der britisch kontrollierten Suez-Kanal-Zone stationiert. In seiner Soldatenzeit entdeckte Bilk seine Begeisterung fürs Klarinettenspiel. Damals gründete er seine erste Band: The Original Egyptian Stompers.

Beginn einer Weltkarriere

Wieder ins Zivilleben zurückgekehrt, arbeitete Bilk zunächst in der Schmiede seines Onkels in Bristol. Daneben bastelte er an einer Laufbahn als Jazz-Musiker. Mit der von ihm mitbegründeten Band Bristol Paramount Jazz Band hatte er 1951 ein mehrmonatiges Engagement in Düsseldorf. In Düsseldorf, damals eine Garnisonsstadt der britischen Rheinarmee, machten Bilk und Band wichtige praktische Erfahrungen im Showbusiness. Hier rundete sich auch der typische Bilk-Sound ab. Acker Bilk traf mit seinem Stil punktgenau den Musikgeschmack der Briten in der Nachkriegszeit: Von Mitte der 40er bis Mitte der 60er Jahre stand der Ragtime, Swing, New Orleans Jazz und Dixieland verbindende Trad Jazz in Großbritannien hoch im Kurs. Der spezielle Bilk-Stil war auch der Tatsache geschuldet, dass Bilk zwei Vorderzähne (Schulhofprügelei) sowie ein halber Finger (Schlittenunfall) fehlten.

Durchbruch Anfang der 60er Jahre

Erste Plattenerfolge wie die Bilk-Version der Evergreens „White Cliffs of Dover“ und „Dardanella“ ebneten den Weg zum Weltruhm. Acker Bilk und seine Paramounts hatten 1960 mit „Summer Set“ ihren Durchbruch in Großbritannien. Das Instrumental stieg bis auf Platz 5 der UK-Charts. Acker Bilks Bekanntheitsgrad nahm 1961 durch seinen Auftritt bei einer der populärsten englischen TV-Shows enorm zu: Bei der pompösen Royal Variety Performance treten alljährlich Stars vor Mitgliedern der königlichen Familie für einen wohltätigen Zweck auf. 1961 konnte Acker Bilk bei dieser Gelegenheit im Londoner Prince of Wales Theatre der Queen Mum vor einem Millionen-BBC-Publikum seine Klarinetten-Virtuosität vorführen.

Mega-Hit „Stranger on the Shore“

Der internationale Durchbruch für Mr. Acker Bilk and His Paramount Jazz Band kam 1962. Acker Bilk hatte 1960 ein gefühlvolles, von Streichmusik unterlegtes Tieftonklarinetten-Instrumental für seine neugeborene Tochter Jenny komponiert. Eigentlich sollte das Stück dementsprechend „Jenny“ heißen. Doch die Macher der BBC-Fernsehserie „Stranger on the Shore“ überzeugten ihn, ihnen sein Werk als Erkennungsmelodie zur Verfügung zu stellen und es nach dem Fernseh-Titel zu benennen. Die Serie lief zwar nur wenige Wochen im Herbst 1961, doch reichte das aus, um „Stranger on the Shore“ zu einem Ohrwurm zu machen.

Im November 1961 kam die Single auf den Markt. Sie stürmte die Hitparaden weltweit. „Stranger on the Shore“ schaffte es im Mai, was davor noch keiner britischen Produktion gelungen war: Der Bilk-Hit wurde Nr.1 in den US-Charts. Der über Jahre anhaltende Erfolg des Gefühl-Stücks beschränkte sich nicht nur auf die Erde: Bei der Apollo-10-Mondmission 1969 nahmen die US-Weltraumfahrer „Stranger on the Shore“ mit ins All.

Easy-Listening-Legende

„Stranger on the Shore“ blieb Acker Bilks größter Hit. Aber auch, wenn seine folgenden Produktionen an Verkaufszahlen hinter diesem Ausnahmeerfolg zurückblieben, so blieb der Künstler weiterhin einer der bekanntesten Vertreter des Easy-Listening-Genres. Dabei bewahrte ihn seine technische Perfektion davor, als schlichter Fahrstuhl-Musik-Mache abgestempelt zu werden. 1976, zur Zeit als der Trad Jazz von Beat, Rock und Pop längst aus den Charts verdrängt worden war, gelang Acker Bilk mit dem Instrumental „Aria“ noch einmal ein großer Hit.

Bis ins hohe Alter tourte Bilk durch die Konzertsäle der Welt. Dabei trat er häufig mit den englischen Jazz-Berühmtheiten Kenny Ball (1930 – 2013) und Chris Barber (geb. 1930) als „The 3 B´s“ auf. Sein letztes Konzert gab die Easy-Listening-Legende im Sommer 2013. Bilk, der seit 1997 an Krebs litt, starb am 2. November 2014 unweit seines Geburtsorts Pensford in Bath. Er hinterließ Ehefrau Jean, Tochter Jenny und Sohn Pete.

Weiterführende Links und Quellen:

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Kommentare

Schaaf Gerd 19. Juni 2018 um 9:16

Weshalb,wieso und warum gibt es keine Noten von Acker Bilk -Songs. Wenn ja wo bekomme ich die!

Antworten

Jonas 19. Juni 2018 um 12:01

Ich habe bis jetzt leider auch nur recht wenige Noten von seinen Stücken gefunden. Die Noten für sein wohl berühmtestes Stück „Stranger on the Shore“ mit Hintergrundmusik gibt es in dem Band „Clarinet Plus, Vol. 2“ : https://klarinette-kaufen.de/klarinette-noten/#Klarinettennoten_fuer_Fortgeschrittene .

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