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Benny Goodman „King of Swing“

1. Chicago – Wiege und Heim

In den Zwanzigern sind berühmte Musiker wie Louis Armstrong, Billie Holiday, Bix Beiderbecke, Ella Fitzgerald, Count Basie, Mildred Bailey, Bessie Smith u. a. in Chicago versammelt. Der Jazz aus dem Süden etabliert sich durch diese Musiker im Norden des Landes.

In diese aufregende Zeit wird Benjamin David Goodman am 30.05.1909 hinein geboren. Mit zehn Jahren erhält er eine Klarinette von seinem jüdischen Glaubensvater und kann nun endlich eigenständig seinem Jazz Ausdruck verleihen. Ein Jahr später bessert er damit schon sein Taschengeld auf. Unterrichtet wird er in dieser Zeit von Franz Schoepp, der selbst im Chicago Symphony Orchestra spielt. In die “Roaring Twenties“ fällt seine Ausbildung an der Klarinette. Da hört Benny viel von den Berühmtheiten in der Stadt und die im Radio zu hören sind. Erste Auftritte hat Benny Goodman mit seiner Highschool Band 1924. Mit 16 Jahren hat er vom musikalisch florierenden Chicago so viel aufgesogen, dass er als “comer“ zählt.

Ben Pollack bittet ihn in seine Band und Goodman spielt die nächsten vier Jahre gemeinsam mit ihm. 1926 nehmen die beiden erste Titel auf, allerdings noch unter Pollacks Namen. Zwei Jahre darauf erscheint die erste Aufnahme von Benny Goodman selbst und 1931 hat er seinen ersten Nummer-Eins-Hit. “Moonglow“ stürmt die amerikanischen Charts und wird noch 15 Nachfolger haben.

2. Von Küste zu Küste

Pollacks Band stammt ursprünglich aus Kalifornien, doch Benny Goodman zieht es zuerst an die Ostküste nach New York. Schon 1928 lässt er sich dort nieder und wird zum Freelance Musiker(Freiberufler). Darüber hinaus ist er 1933 auch Teil der Gershwin Shows und ein Jahr später wird Billy Rose auf ihn aufmerksam. Er sucht eine Band für sein New Theatre Restaurant in der Music Hall.

Benny Goodman hatte auch schon Orchester geleitet und sieht hier seine große Chance. Er stellt eine Band zusammen und gewinnt das neudeutsch: Casting. Ein absolutes Novum: Benny Goodman vereint das erste Mal in der US Musikgeschichte schwarze und weiße Musiker in dieser Band! Selbst den Begriff Bigband prägt Goodman.

Benny Goodman war ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. NBC suchte für ihre Topsendung und Samstagabendshow “Let’s dance“ eine dritte Band. Sie sollte eine „Schmuse“-Musikgruppe und Latino Rhythmen einer anderen Band gekonnt ergänzen. Bennys Bigband war „hot“ genug und von nun an fester Bestandteil der Show. Schon nach wenigen „Let‘s dance“ Shows wurde sie zum Synonym für die Benny Goodman Bigband.

Der Klarinettist perfektionierte nicht nur seine Professionalität, sondern kreierte auch den neuen Musikstil: Swing. In den nächsten sechs Monaten tourte die Show von Küste zu Küste und Benny Goodmans Swing Musik wurde immer populärer.

3. Gene Krupa: Benny ist der “King of Swing“

Die erste eigene Konzertreise der Bigband quer durch die USA war ein Reinfall. Aber sie wurde zu einem Ende mit einem überwältigenden Erfolg.

Das letzte Konzert im August 1935 fand im Palomar Ballroom in Los Angeles statt. Kurz vor dem Beginn war gerade die Show „Let’s dance“ aus New York übertragen worden. Die Menschen hatten die mitreißenden Swing Rhythmen gehört und stürmten nun zum Live-Erlebnis. Und so wurde das Konzert aufgrund der Zeitverschiebung zum Megaereignis. Die Schlagzeilen im ganzen Land waren voll des Lobes über dieses legendäre Konzert.

Seitdem gilt Benny Goodman als “King of Swing“ und seine Herrschaft dauerte bis zu seinem Lebensende an. (Gene Krupa verdanken wir diese Krönung.)

4. Die legendäre Carnegie Hall

Dieser Erfolg begründet Benny Goodmans Reputation als außergewöhnliches Talent an der Klarinette wie als Bandleader. Es zieht ihn zurück in seine Heimatstadt. Dort spielt er mit Teddy Wilson und Gene Krupa im Benny Goodman Trio. Später schließt sich noch Lionel Hampton an und das Benny Goodman Quartett ist komplett.

Dieses Quartett brilliert erstmals in der US Musikgeschichte als Synthese je zweier weißer und schwarzer Virtuosen. Der weiße Goodman schafft es, rassenübergreifend zu swingen. Das Quartett adaptiert meist Fremdkompositionen und lässt sie im eigenen Swing aufleben. Sowohl im Congress Hotel Chicago als auch in Pennsylvania kann sich das faszinierte Publikum diesem magnetisierenden Swing nicht entziehen. Der Ruf nach mehr und mehr Swing durchzieht alle Bundesstaaten.

5. Seine Bigband und der Solist

Dieser breite Publikumserfolg ruft den Impresario Sol Hurok auf den Plan. Er ist es, der die berühmte Carnegie Hall für Benny Goodman bucht. Mit gerade mal 28 Lebensjahren spielt Benny Goodman im Olymp der amerikanischen Konzerthallen. Am 16. Januar 1938 sind es gleich zwei Debuts:

  • Die Benny Goodman Bigband begeistert in der Carnegie Hall mit Jazz/Swing. Nie zuvor erklangen solche ungewöhnlichen Töne in der berühmten Konzerthalle!
  • Keines der folgenden Konzerte noch so berühmter Musiker hat solch prägende Auswirkungen auf die Musik in den USA!

Im Frack, seinem typischen Outfit, muss er zum Konzert überredet werden. Die spontan entstandene Aufnahme dieses Konzertes ist noch heute Zeugnis der Virtuosität und fesselnden Spielfreude Goodmans und seiner Bigband.

Ein Jahr später erfährt der begeisterte Fan aus erster Hand mehr über diese aufregende Zeit in Goodmans Autobiographie „The Kingdom of Swing“(„Mein Weg zum Jazz“).

Die goldene Ära der Bigbands fand in den vierziger Jahren ein Ende. Dem fiel auch Goodmans Bigband zum Opfer. Von da an musizierte Benny mit kleineren Gruppen und in Kammerbesetzungen.

6. Die Tourneen

Seine zahlreichen Konzertreisen in immer wieder wechselnden Besetzungen führten Benny Goodman auf viele Kontinente.

  • 1950 begeisterte er mit seinem neuen Sextett Europa und wurde ein Jahr später wiederum in die Carnegie Hall eingeladen.
  • 1955 stellte er eine neue Bigband zusammen und sein Leben wird in „Die Benny Goodman Story“ nachgestellt.
  • 1956 wird er mit seine Bigband nach Fernost entsendet. Das US State Department zeichnet dafür verantwortlich.
  • 1958 tourt er wieder in Europa und wählt ein Jahr darauf München als Ausgangspunkt einer weiteren Gastspielreise durch Europa.
  • 1961 kommt ihm und seinen Musikern die große Ehre zuteil mit den Londoner Philharmonikern zu spielen.
  • 1962 urteilte President John F. Kennedy: „Benny Goodman is our ´International Ambassador with Clarinet.´” Da war Goodman gerade von seiner Konzerttournee aus Russland zurück.
  • 1964 faszinierte Benny Goodman mit einer kleineren Besetzung die Japaner. Sämtliche seiner Auftritte waren schon im Vorfeld restlos ausverkauft.
  • 1966 verführt er mit seinen Melodien am ebenso ausverkauften Rockefeller Center in NY.
  • 1970 – 1978 führen seine Tourneen immer wieder nach Europa. Trotz des „Eisernen Vorhangs“ möchte er mit seinen 16 Bandmitgliedern den „American Way of Life“ in diesen Teil der Welt transportieren. Sie spielen u. a. in Berlin, Warschau, Prag und Budapest.
  • 1978 tritt Benny Goodman anlässlich seines Jubiläums ein weiteres Mal in der Carnegie Hall auf.
  • 1981 haben die Deutschen das letzte Mal das Vergnügen, Benny Goodman live erleben zu dürfen.
  • 1986 verstirbt Benny Goodman in seinem Apartment in Manhattan.

Benny Goodmans Vermächtnis

  • Benny Goodman verzaubert Millionen Menschen mit seinen Swing Varianten.
  • “Sweet Georgia Brown“ and “Stompin‘ at the Savoy“ sind nur zwei Beispiele.
  • Seine Interpretationen von Fremdkompositionen swingen sich in die Herzen von Musikliebhabern rund um den Globus.
  • Zum ersten Mal vereint Benny Goodman schwarze und weiße Musiker.

Lionek Hampton: “The most important thing that Benny Goodman did, was to put Teddy Wilson and me in the quartet. It was instant integration. Black people didn’t mix with whites then. Benny introduced us as Mr. Lionel Hampton and Mr. Teddy Wilson. He opened the door for Jackie Robinson. He gave music character and style.“ (Quelle: http://www.nytimes.com/learning/general/onthisday/bday/0530.html)

  • Benny Goodman bringt den Jazz in den Olymp von Carnegie.
  • Benny Goodman scheut sich nicht, in Zeiten des „Eisernen Vorhangs“ dahinter zu touren.
  • Benny Goodman komponiert nicht selbst, aber sein Klarinettenspiel entlockt dem Instrument bis dahin unentdecktes Potenzial.
  • Dafür werden Benny Goodman zahlreiche Ehrungen zuteil. Er erhält den Ehrendoktortitel des Union Colleges, der Universität von Illinois, des Bard Colleges, der Columbia Universität und von Yale und Harvard.
  • 1957 wählen ihn die Leser des Down Beat Magazines in die All-Time Jazz Hall of Fame.
  • Im Jahr seines Ablebens wird Benny Goodman die höchste Ehre der US Musikindustrie zuteil: der Lifetime Achievement Grammy.

Weiterführende Links und Quellen:

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